Motion Dr. Anna Andermatt, SP, Wettingen (Sprecherin), (…), vom 9. Januar 2018 betreffend Brustkrebsvorsorge

Text

Der Regierungsrat wird aufgefordert, ein kantonales Brustkrebsscreening zur Brustkrebsfrüherken-nung im Sinne der Vorgaben gemäss Krankenversicherungsgesetz (KVG) zu entwickeln und umzusetzen: Alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren sollen eingeladen werden, am Mammografie-Screening teilzunehmen. Somit sollen allen Frauen ab 50 Jahren im Kanton Aargau die gleichen Voraussetzungen geboten werden, damit sie von der systematischen Vorsorge profitieren können.

Das Programm soll so gestaltet werden, dass es die Vorgaben des Bundesamtes für Gesundheit und des Bundesamtes für Sozialversicherungen einhält, damit die Kosten durch die soziale Krankenver-sicherung übernommen werden. Die Durchführung des Mammografiescreenings in der erforderlichen Qualität ist für die Anbieter von einer spezifischen Qualifikation (Zertifizierung) abhängig zu machen, namentlich die unabhängige Beurteilung der Untersuchungen durch zwei verschiedene, qualifizierte Fachärztinnen. Die Tomosynthese sei im Verlauf nach Evaluation allenfalls einzuführen.

Begründung

Brustkrebs ist weltweit, wie auch schweizweit die häufigste Krebserkrankung der Frau. Sie ist in der Schweiz die häufigste Todesursache bei Frauen unter 70 Jahren. Jährlich erkranken im Schnitt 5960 Frauen in der Schweiz an Brustkrebs. Im Aargau sind es 450 Neuerkrankungen pro Jahr. Die Mammografie kann Tumore von deutlich weniger als 1 cm Durchmesser entdecken, was durch Abtasten nicht möglich ist. Die Morbidität und Mortalität ist umso kleiner, je früher der Krebs erkannt wird. Durch Früherkennung können so andere Therapiemöglichkeiten (weniger invasive Operationen bzw. nur Teilentfernung der Brust statt Brustamputation, weniger lange Operations- und Hospitalisations-zeiten, weniger teurere Nachbehandlungskosten, weniger Chemo- und Strahlentherapien) angeboten werden, als bei fortgeschrittenem Brustkrebsleiden.

Screeningprogramme mittels Mammographie in Nicht-Risiko-Kollektiven wurden in mehreren gross angelegten Studien als effektiv beschrieben. Die Brustkrebssterblichkeit kann hiermit bis zu 25% gesenkt werden. Ein systematisches Screening wird seit einigen Jahren in vielen Deutschschweizer Kantonen (Basel-Stadt, Bern, Graubünden, St. Gallen, Thurgau), im Tessin und in der Romandie (Fribourg, Neuenburg, Genève, Jura, Valais, Vaud) eingeführt. Auch unsere Nachbarländer Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien und die meisten europäischen Länder bieten ein systematisches Screening ab 50 Jahren an.

Wesentliche Vorteile eines kantonalen Programms nach Vorgaben des Bundesamts für Gesundheit (BAG) und des Bundesamts für Sozialversicherung (BSV) wären, dass alle Frauen ab 50 Jahren durch die Einladung zur Mammographie besser über das Brustkrebsrisiko informiert werden und dass die Kosten der erwähnten Vorsorgeuntersuchungen mittels systematischem Screening in der Altersgruppe 50–69 jährigen Frauen von den Krankenversicherern vollumfänglich übernommen würden (von Franchise befreit, exklusive Selbstbehalt). Diese Kostenübernahme stellt sicher, dass alle Frauen in diesem Alterskollektiv informiert und motiviert werden können, mitzumachen. So wird Chancengleichheit erzielt. Genau diese breite Teilnahme an den Screeninguntersuchungen leistet einen wesentlichen Beitrag zur Senkung der Morbidität und Mortalität mit Früherfassung und -behandlung.
Ein weiterer wesentlicher Grund für ein systematisches Mammografie-Screening ist die Tatsache, dass im Rahmen eines qualitätskontrollierten Programms die Rate an falsch positiven Befunden im Vergleich zum opportunistischem Screening (vom Arzt individuell empfohlen oder von der Patientin gewünschte Screeninguntersuchung) gesenkt werden kann. Dies führt somit zur Reduktion von Fol-gekosten, aber auch zur Reduktion von unnötig geschaffenen Ängsten und psychischer Belastung bei den betroffenen Frauen.

Aktuell haben die Aargauer Frauen lediglich den Zugang zum opportunistischen Mammografie-Screening und können im Vergleich zu Frauen von anderen Kantonen nicht von den Vorteilen eines qualitätskontrollierten Programms zur Früherkennung von Brustkrebs profitieren. Da die Vorteile eines solchen Screenings überwiegen, sollen auch die Aargauer Frauen diese Möglichkeit erhalten.

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