Interpellation Dr. Jürg Knuchel, SP, Aarau (Sprecher), Martin Brügger, SP, Brugg, Dr. Marcel Bruggisser, BDP, Aarau, und Dr. Ulrich Bürgi, FDP, Aarau, vom 8. Januar 2019 betreffend Situation Herzchirurgie Aargau

Text und Begründung:
Der Kanton gibt in seiner Eigentümerstrategie die Sicherstellung eines optimalen Behandlungspfa-des vor, was gerade bei der komplexen Medizin mit hohem, interdisziplinärem Vernetzungsgrad be-deutet, dass diese nach Möglichkeit unter einem Dach stattfinden muss. Eine fragmentierte Leis-tungserbringung, wie sie heute im Bereich der komplexen Herzmedizin in unserem Kanton erfolgt, entspricht nicht der Vorgabe eines optimalen Patientenpfades, ist ineffizient und generiert unnötige Zusatzkosten.

Das Kantonsspital Aarau (KSA) als grösstes und wichtigstes Zentrums- bzw. Endversorgerspital des Kantons Aargau verfügt seit jeher über sämtliche medizinischen Fachdisziplinen wie Notfall- und Intensivmedizin, interventionelle Radiologie, Gefässchirurgie, Angiologie, Stroke unit und viele ande-re mehr, welche eine kompetent und sicher funktionierende, betriebswirtschaftlich erfolgreiche und auch medizinisch voll Wert schöpfende Herzchirurgie braucht. Auch alle entsprechenden Infrastruk-turen sind bereits vorhanden. Das KSA bewirbt sich deshalb beim Kanton Aargau im Rahmen der Spitalliste 2020 um den Leistungsauftrag im Bereich Herzchirurgie und beabsichtigt, die aktuelle Zusammenarbeit mit der privaten Hirslanden Klinik Aarau im Bereich Kardiologie und Herzchirurgie per 2020 aufzulösen.

Aus Sicht des Kantons bzw. Eigentümers des Kantonsspitals Aarau sind in diesem Zusammenhang verschiedene Punkte zu klären. Wir bitten den Regierungsrat deshalb um die Beantwortung folgender Fragen:
1. Ist der Regierungsrat der Ansicht, dass die Aufteilung eines hochkomplexen Fachgebietes wie die Herzmedizin auf zwei Spitalorganisationen an zwei Standorten gemäss den oben erwähnten Kri-terien langfristig zielführend ist?
a) wenn ja: wie lautet die ausführliche Begründung des Regierungsrats?
b) wenn nein: was gedenkt der Regierungsrat dagegen zu tun?

2. Ist sich der Regierungsrat der gesundheitspolitischen sowie volks- und betriebswirtschaftlichen Auswirkungen einer Integration der gesamten, komplexen Herzmedizin inkl. Herzchirurgie unter dem Dach des KSA bewusst und verfügt er über das notwendige, solide Datenmaterial?
a) wenn ja: wie sehen diese Auswirkungen und das Datenmaterial im Detail aus?
b) wenn nein: wie gedenkt der Regierungsrat, sich die notwendigen Entscheidungsgrundlagen zu beschaffen?

3. Die heutige Situation ist komplex und intransparent. Am Herzzentrum Aargau sind mit dem KSA und der Hirslanden Klinik Aarau nicht nur zwei völlig unterschiedliche, öffentlich-rechtliche bzw. private Spitalorganisationen beteiligt, sondern mit der Herzchirurgie Aarau AG zusätzlich ein pri-vater Subunternehmer. Gemäss Handelsregister befindet sich die Herzchirurgie Aarau AG zu 100 % im Besitz zweier Professoren des Inselspitals Bern. Beide Professoren stehen am Inselspi-tal zusätzlich in einer Vollzeitanstellung.
Ist sich der Regierungsrat dieser delikaten Eigentumsverhältnisse bewusst?
a) wenn ja: wie lässt sich eine solche Struktur in der heutigen Zeit stetig steigender Gesundheits-kosten rechtfertigen? Wie ist die Wertschöpfung inkl. das Branding detailliert geregelt? Wohin fliessen die Gewinne aus dem Herzzentrum Aargau? Wer ist der verantwortliche Auftragneh-mer?
b) wenn nein: wie gedenkt der Regierungsrat die notwendige Transparenz herzustellen?

4. Es liegt auf der Hand, dass der Betrieb einer Herzchirurgie aus betriebswirtschaftlicher Sicht inte-ressant ist.
a) Welche Wertschöpfung entgeht der KSA AG und damit dem Kanton als Eigentümer, wenn der Leistungsauftrag Herzchirurgie unverändert an die Hirslanden Klinik Aarau und nicht an die KSA AG vergeben wird?
b) Welchen generellen Verlust an Fachkompetenz und welchen Verlust an Wertschöpfung wür-den das KSA und damit der Kanton als Eigentümer erleiden, wenn die gesamte Herz-Gefäss-Medizin dem KSA als Zentrumsspital entzogen und der Hirslanden Klinik Aarau übertragen würde?

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