Text und Begründung:
Die SBB teilte am 21. August 2020 öffentlich mit, dass die Direktverbindung der S42 zwischen dem Freiamt und Zürich (Muri-Wohlen-Altstetten-Zürich) zu den Hauptverkehrszeiten bis auf weiteres nicht mehr betrieben wird. Begründet wird dies mit dem Mangel an Lokomotivführerinnen und Loko- motivführern aufgrund der Corona-Pandemie. Weitere Linien im Kanton Aargau sind mittlerweile von ähnlichen Massnahmen betroffen (S29, S28, Flug-Zug). Die Qualität des öffentlichen Verkehrs im Kanton Aargau wird damit massgeblich leiden. Die langfristigen Auswirkungen des Lokführermangels wurden nicht kommuniziert.
Die S42 weist steigende Frequenzen von bis zu 250 Personen stündlich auf. All diese Leute müssen andere (schlechtere) Verbindungen suchen oder fahren mit dem Auto. Sie belasten die überlasteten Verkehrswege zusätzlich. Das Vorgehen der SBB weist darauf hin, dass die S42 in Raten abgebaut werden soll. Die Trassen der S42 wurden beim Ausbauschritt AS 2035 des Bundes, trotz massiven Protesten und politischen Interventionen gestrichen. Nach dem coronabedingten Angebotsabbau wurden am 11. Mai 2020 die meisten Einschränkungen bei den Bahnen wieder aufgehoben – nur die S42 wurde weiterhin stillgelegt.
Der Zubringer zum Neat-Basistunnel führt durch das Freiamt. Die Belastungen, welche die Bevölkerung durch den Güterverkehr zu tragen hat, sind entsprechend hoch. Vorhandene Kapazitäten für den Personentransport stehen entsprechend nur beschränkt zur Verfügung. Eine direkte Anbin- dung des Freiamts an das Schnellzugsnetz besteht derzeit nicht. Direkte Anbindungen an die wirtschaftlichen Zentren sind somit von noch grösserer Bedeutung. Vor diesem Hintergrund stellen sich verschiedene Fragen:
- Welche generelle Haltung vertritt der Regierungsrat gegenüber der SBB betreffend den Nichtbe- trieb verschiedener bestehender Verbindungen im Kanton Aargau?
- Welche Bedeutung misst der Regierungsrat den direkten Verbindungen zu Hauptverkehrszeiten aus den Regionen in die wirtschaftlichen Zentren zu?
- Wie stellt sich der Regierungsrat dazu, dass bei der S42 nicht einfach ein “Zusatzangebot” oder ein “Verstärkungszug” weggestrichen wird, sondern das Rückgrat der Pendlerrelation Freiamt- Altstetten-Zürich HB?
- Ist dem Regierungsrat bekannt, ob der aktuelle Personalmangel der SBB langfristige Auswirkun- gen auf den öffentlichen Verkehr im Kanton Aargau hat? Wenn ja, können die Auswirkungen ab- geschätzt werden?
- Ist der Regierungsrat bereit, sich bei SBB und auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass langfris- tig ausreichende Personalressourcen bei den SBB vorhanden sind?
- Erachtet es der Regierungsrat als angemessen, dass das Freiamt die Belastung als Güterkorridor zu tragen hat aber beim Personenverkehr regelmässig stiefmütterlich gehalten wird?
- Ist der Regierungsrat bereit, von der SBB die vorübergehende Einstellung anderer, schlechter fre- quentierter (Rand-) Angebote zu fordern, damit mit den “zu wenig Lokführern” wenigstens zwei tägliche Zugspaare der S42 gefahren werden können?