Von Beatrice Taubert-Baldinger, Grossrätin, Lenzburg
Der Wohnungsmarkt überlässt die Bereitstellung von Wohnraum den Kräften des freien Marktes. Das führt dazu, dass Boden und Immobilien zunehmend zum Spekulationsobjekt werden, während die Bedürfnisse der Bevölkerung auf der Strecke bleiben. Angebot und Nachfrage klaffen auseinander, was zu einem Problem bezüglich der Anzahl und
der Bezahlbarkeit der Wohnungen führt. Zudem ist der Boden nicht vermehrbar. Deshalb ist eine vorausschauende Bodenpolitik zentral. Siedlungsentwicklung nach innen wird gefordert und sollte behutsam geplant und von den Gemeinden und dem Kanton bedacht begleitet werden. Bezahlbarer Wohnraum ist nicht nur eine soziale Frage, sondern auch ein wichtiger Standortfaktor. Wer hier lebt und arbeitet, soll auch hier wohnen können. Nur so bleibt der Aargau ein attraktiver, vielfältiger und lebendiger Kanton für alle Bevölkerungsschichten.
Gemeinnütziger Wohnungsbau als Teillösung
Nur gut zwei Prozent des gesamten Wohnraumbestands befinden sich im Besitz von
Wohnbaugenossenschaften ohne Gewinnstreben. Damit liegt der Kanton Aargau weit unter dem landesweiten Mittelwert von gut fünf Prozent. Der genossenschaftliche Wohnungsbau wird im Aargau nicht durch die öffentliche Hand gefördert, zum Beispiel indem Land im Alleinbesitz zur Verfügung gestellt oder im Baurecht abgegeben wird. Die Kostenmiete ohne Gewinnstreben, wie sie eben gemeinnützige Wohnbauträger anwenden, würde Abhilfe für die laufend steigenden Mieten schaffen.
Der Staat muss regulierend einwirken
Der Kanton Aargau hat die Verantwortung, hier steuernd einzugreifen – mit gezielten Förderungen für gemeinnützigen Wohnungsbau, der sich nicht an Profitinteressen, sondern am Gemeinwohl orientiert. Der Aargau soll Land im Baurecht an Genossenschaften abgeben, kommunale Projekte unterstützen und klare Zielvorgaben für den Anteil preisgünstiger Wohnungen festlegen. Zudem soll er strategisch Land erwerben und dieses für den gemeinnützigen Wohnungsbau sichern. Statt kurzfristigen Verkaufserlösen sollte die langfristige Sicherung von bezahlbarem Wohnraum im Fokus stehen. Gemeinden benötigen dabei Unterstützung, um eigene Landreserven zu aktivieren und bauliche Verdichtung sozialverträglich zu gestalten. Eine aktive, sozial ausgerichtete Wohnraumpolitik ist der Schlüssel, um den Wohnraum für alle sicherzustellen. Denn Wohnen ist kein Luxus – sondern ein Menschenrecht!