Text und Begründung:
Im Schuljahr 2018/19 konnte ein erheblicher Anteil der Logopädie-Pensen im Regelschulbereich nicht besetzt werden. Auch im Frühbereich (Stiftung Netz / Stiftung Schürmatt) klafften nach verläss-lichen Angaben einige Lücken. Das Fehlen von Logopädinnen und Logopäden erhöht die Belastung für die noch zur Verfügung stehenden Fachkräfte. Dies kann zu einer verhängnisvollen Negativspi-rale führen, indem sich diese überbelasteten Logopädie-Lehrpersonen nach attraktiveren Stellen um-sehen. Kliniken erhalten in dieser Situation vermehrt Anfragen von Eltern von Regelschulkindern nach teuren Therapieplätzen.
Die Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und die Hochschule für Heilpädagogik (HfH) in Zürich können nur eine beschränkte Anzahl von Studienplätzen anbieten. Die Universität Fribourg verfügt zwar über eine unbeschränkte Anzahl an Studienplätzen, dort ist aber kein berufsbegleitendes Studium möglich. Nach Angaben des schweizerischen Logopädie-Ver-bands DLV müssen die Fachhochschulen jährlich etwa 50 am Studium Interessierte abweisen. Die Trägerkantone der FHNW haben es aus finanziellen Gründen abgelehnt, jedes Jahr einen Ausbil-dungsgang anzubieten, so dass in der Nordwestschweiz weiterhin nur alle zwei Jahre ein Studium begonnen werden kann.
Die Interpellantinnen und Interpellanten bitten den Regierungsrat, folgende Fragen zu beantworten:
- Wie viele Logopädie-Stellen sind in unserem Kanton im Regelschul-, Sonderschul- und Frühbe-reich aktuell nicht besetzt? Wie hat sich die Situation in den letzten fünf Jahren entwickelt?
- Falls diese Frage nicht beantwortet werden kann, wäre der Regierungsrat gewillt, verlässliche Zahlen zu erheben, damit der Handlungsbedarf ermittelt werden kann?
- Welche Gründe sieht der Regierungsrat für den akuten Mangel an Logopädinnen und Logopä-den?
- Wie viele Bewerberinnen und Bewerber für ein Logopädie-Studium mussten in den letzten Jah-ren von der PH FHNW abgewiesen werden? Gibt es aktuell eine Warteliste?
- Was unternimmt der Regierungsrat, damit genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt werden können?
- Kann der Regierungsrat Aussagen machen zu der Anzahl von Kindern, die Logopädie-Unter-richt erhalten müssten, sich aber auf Wartelisten der Gemeinden befinden?
- Welche Sofortmassnahmen zur Entlastung der verbleibenden Logopädie-Lehrpersonen an un-terbesetzten Dienststellen sind möglich?
2 von 2 - Wie kann die Erfassung und Förderung sprachauffälliger Kinder in Gemeinden ohne Logopädie gewährleistet werden?
- Welche Beratungsdienste und Anlaufstellen können Eltern von Kindern, die aktuell keine Logo-pädie erhalten, obwohl dies nötig wäre, in Anspruch nehmen?
- Welche Möglichkeiten sieht der Regierungsrat, die Attraktivität der Anstellungsbedingungen für Logopädinnen und Logopäden zu erhöhen?
- Welche Massnahmen ergreift der Regierungsrat, die Sprachheilverbände zu stärken, um in ländlichen Regionen mit kleinen Gemeinden eine logopädische Grundversorgung aufrecht zu erhalten?
- Wie kann sichergestellt werden, dass sich die aktuell prekäre Situation mit der Einführung der Neuen Ressourcierung der Volksschule (NRVS) nicht noch verschärft?