Von Andreas Ruf, Co-Geschäftsführer ArbeitAargau
Der neuste «PwC Women in Work Index 2025» zeigt: Die Schweiz tritt in Sachen Lohngleichheit nicht nur auf der Stelle – sie fällt zurück. Und das überrascht kaum: Das Gleichstellungsgesetz, das Lohnanalysen für Unternehmen ab 100 Mitarbeitenden vorsieht, hat keine Konsequenzen bei Verstössen. Laut Bundesamt für Justiz erfüllt über die Hälfte der Unternehmen ihre Pflicht nicht. Wen wunderts? Das Gleichstellungsgesetz ist ein Papiertiger ohne Zähne. Am 18. Mai 2025 stimmt das Aargauer Stimmvolk über die Initiative «Lohngleichheit im Aargau – jetzt!» ab. Sie fordert zwei einfache, aber wirkungsvolle Massnahmen: Erstens die Pflicht zu Lohnanalysen ab 50 Mitarbeitenden – samt Sanktionen bei Verstössen. Und zweitens die Wiedereinführung einer Fachstelle für Gleichstellung. Beides ist überfällig, machbar und notwendig. Denn Lohnungleichheit hat Folgen. Sie führt – zusammen mit weiteren Faktoren – zu Altersarmut, tieferen Renten und erschwert Frauen die gleichberechtigte Erwerbsarbeit. So werden fossile Rollenbilder zementiert, die weder der Realität moderner Familien noch dem akuten Fachkräftemangel gerecht werden. Lohngleichheit ist darum weit mehr als Gerechtigkeit: Sie ist eine soziale, wirtschaftliche und gesellschaftliche Notwendigkeit. Dabei ist der Aufwand klein: Ein vom Bund entwickeltes Tool ermöglicht einfache Lohnanalysen – schnell, transparent und kostenlos. Wer Gleichstellung lebt, gewinnt: Vertrauen bei Mitarbeitenden, Kundinnen, Investoren – und einen Vorteil im Wettbewerb. Das wissen die global tätigen Konzerne schon lange – bei ihnen sind Lohngleichheit und Transparenz logisch – aus wirtschaftlichen Überlegungen. Seit 2018 existiert im Aargau («aus Spargründen») keine Fachstelle für Gleichstellung mehr. Arbeit hätte sie mehr als genug: Die Umsetzung der Lohngleichheit begleiten, Gleichstellungsthemen sichtbar machen und die unzähligen Akteure in der Familienpolitik koordinieren. Für diese wichtigen Aufgaben ist heute im viertgrössten Kanton der Schweiz schlichtweg niemand zuständig – das spüren nicht nur, aber insbesondere junge Familien. Es braucht konkrete Schritte – jetzt. Denn ohne zusätzlichen Druck bleibt alles, wie es ist. Diese Initiative verleiht dem Gleichstellungsgesetz endlich Zähne. Lohngleichheit geht uns alle an. Sie bedeutet gerechtere Chancen, stabilere Sozialwerke, moderne Familienpolitik. Deshalb: Am 18. Mai Ja stimmen. Für Fairness. Für Zukunft. Für einen Aargau, der Verantwortung übernimmt.