Aus der Geschichte lernen – heute mehr denn je

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa – ein bei spielloser Zivilisationsbruch mit über 60 Millionen Toten, darunter sechs Millionen Jüdinnen und Juden, ermordet durch das national sozialistische Terrorregime.

Von Stefan Dietrich, bisheriger Co-Präsident und Grossrat SP Aargau, Bremgarten

Auch in der Schweiz, im Aargau, erinnern wir an diesen Tag – nicht als ferne Geschichte, sondern als Mahnung in einer gefährlich unruhigen Gegenwart. Denn erneut geraten scheinbar feste Gewissheiten ins Wanken. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, die Eskalation im Nahen Osten, die Rückkehr von Nationalismus, Antisemitismus und autoritärer Rhetorik in Europa und den USA – all das zeigt: Frieden ist nie selbstverständlich. In der Schweiz glauben wir gerne an Stabilität, an unsere humanitäre Tradition. Doch Neutralität darf nicht mit Gleichgültigkeit verwechselt werden. Eine Haltung, die sich nicht zu den Opfern stellt, nützt letztlich den Tätern. Gerade wir, die wir im Frieden leben, tragen Verantwortung. Für eine klare Haltung gegen Krieg, gegen völkisches Denken und gegen Geschichtsvergessenheit. Für eine Politik, die Spannungen abbaut statt schürt. Die Menschen schützt – auch jene auf der Flucht. Und die aus der Geschichte lernt: Spaltung, Entmenschlichung und Wegsehen waren stets der Anfang des Unheils. Auch heute erstarken jene Kräfte, die Demokratie als Schwäche und Menschenrechte als Hindernis betrachten. Erinnerung allein genügt nicht. Sie muss uns verpflichten – zum Handeln, zum Dialog, zum Schutz der Demokratie. Gerade jetzt, wo Polarisierung, Hass und Unsicherheit wachsen, braucht es mutige Stimmen für Frieden, Gerechtigkeit und internationale Zusammenarbeit. Denn der 8. Mai ist nicht nur ein Tag des Gedenkens – er ist ein Prüfstein unserer Gegenwart. Und ein Aufruf an uns alle: Nie wieder ist jetzt.

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