Ein Engagement für die Jugend und für den Frieden

Von Katharina Kerr, ehemalige SP-Grossrätin und links.ag-Redaktorin, Aarau

1951 wurde in Zürich von jüdisch-christlichen Vereinigungen das Hilfswerk für benachteiligte Kinder und Jugendliche gegründet, das das israelische Kinderdorf Kiriat Yearim bei Jerusalem aufbaute und bis heute trägt. Damals gab es in Israel Kinder von Überlebenden des Krieges, die in schwierigen Verhältnissen lebten und für die ein Internat eine Möglichkeit für einen guten Start für die Zukunft war. Finanziell wurde Kiriat Yearim von Spenden aus der Schweiz aus den verschiedenen beteiligten Regionen getragen. Mit den Jahren kamen die Jugendlichen aus verschiedenen Gegenden des Globus, in den vergangenen Jahren vermehrt aus Russland und Äthiopien. Aufgenommen werden Jugendliche unabhängig von ihrer Herkunft, Sprache und Religion. Aktuell sind 90 Schülerinnen und Schüler im Dorf eingeschrieben. Unter ihnen auch zwei externe Kinder aus dem benachbarten arabischen Dorf Abu Gosh. Es war stets ein Anliegen von Kiriat Yearim, ein gutes Verhältnis zur arabischen Nachbarschaft zu pflegen und seit ein paar Jahren auch arabische Jugendliche in die Schule und die Lehrwerkstätten von Kiriat Yearim aufzunehmen. In der Nachbargemeinde Ramle/Lod hat Kiriat Yearim ein Gemeindezentrum gebaut, das 2011 eingeweiht wurde. Es bestehen auch Programme für arabische und beduinische Familien, so zur Prävention von häuslicher Gewalt. Diese wichtige Arbeit wird seit vielen Jahren vom arabischen Sozialarbeiter Farid Abu Gosh mit grossem Engagement und mit Erfolg geleistet. Die Lage beim Personal ist nach 2023 wieder stabil. Insgesamt 65 Mitarbeitende sind im Dorf aktuell beschäftigt. Dies entspricht circa 1,5 Schülern auf einen Mitarbeitenden und ist ein aussergewöhnlich hoher Betreuungsschlüssel. Die Kinder können im Kinderdorf die Schule besuchen und danach je nach Eignung eine Lehre absolvieren. Das Kinderdorf steht auch ehemaligen Schülerinnen und Schülern offen, die an Wochenenden oder Armee-Urlauben nicht in ein gutes Zuhause gehen können. Nach dem 7. Oktober 2023 pausierte die Schule eine kurze Zeitlang. Schulleiter und Dorfleiter waren vorübergehend im Militär. Inzwischen sind die Mitarbeitenden von ihren militärischen Verpflichtungen zurückgekehrt, und alles läuft wieder regulär. Es gibt auch eine landwirtschaftliche Sektion im Kinderdorf, die «Farm». Die landwirtschaftliche Leitung im Dorf baut diese weiter mit Elan aus. Es gibt dort Waldfrüchte, eine Bienenzucht und eine Geflügel-, Schaf- und Hundezucht. Erwirtschaftete Produkte werden in einem kleinen Hofladen an Dorfbewohner und Auswärtige verkauft. Ich kam 2009, nachdem ich nicht mehr im Grossen Rat aktiv war, zu Kiriat Yearim und leitete die Region Aarau/Olten. Ende 2009 fusionierten wir mit der Region Baden, und der bisherige Leiter dieser Region, Pfarrer Christian Bühler, und ich bildeten das Co-Präsidium der Region Aargau/Olten. Für mich war das Engagement für ein fortschrittlich geführtes Kinderdorf und für arabische Projekte ausschlaggebend – obwohl sich dieses vor allem auf das Fundraising für das zewo-zertifizierte Kiriat Yearim konzentrierte. Auf Ende 2024 sind Christian Bühler und ich vom Präsidium zurückgetreten und haben mit Gizella Erdös aus Windisch und ihrem Vorstand eine engagierte, aktive Nachfolge gefunden. Der Verein Kiriat Yearim verfügt über 13 Regionalkomitees in der Schweiz mit 120 ehrenamtlich Mitarbeitenden, die jährlich über 3000 Arbeitsstunden leisten.

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