Postulat David Burgherr, SP, Lengnau (Sprecher), und Rolf Walser, SP, Aarburg, vom 8. September 2020 betreffend neuen Entwicklungsschwerpunkt zur Durchlässigkeit der Oberstufe

T ext:

Der Regierungsrat wird eingeladen, im Aufgabenbereich 310 vom Aufgaben- und Finanzplan 2022- 2025 einen neuen Entwicklungsschwerpunkt zur Durchlässigkeit der Oberstufe aufzunehmen.

Begründung:

Der AFP 2020–2023 hält zum Aufgabenbereich 310 fest: “Die Steuerung und Führung der Volks- schule ist eine Verbundaufgabe zwischen Kanton und Gemeinden. Kantonale rechtliche Grundlagen formulieren den Bildungsauftrag und gewährleisten ein gleichwertiges Bildungsangebot für alle Schü- lerinnen und Schüler.” Er verlangt “eine breite, umfassende und qualitativ hochstehende Volksschul- bildung”, was “motivierte und qualifizierte Lehrpersonen und Schulleitungen an allen Schul- und Leis- tungsstufen” bedingt. Dies wiederum wird erreicht, indem “die Attraktivität des Lehrberufs” hoch- gehalten wird und indem “gute Arbeitsbedingungen helfen, die Stellen in der Aargauer Volksschule attraktiv zu halten. Dazu gehören unter anderem ein gutes Umfeld an der Schule vor Ort.”

Wichtige Schritte zur Flexibilisierung und Attraktivitätssteigerung für die Mitarbeitenden wurden bereits unternommen (gemeinsame Ausbildung der Lehrpersonen aller Leistungszüge, neue Ressourcierung, HarmoS) oder stehen kurz vor ihrer Umsetzung (neue Führungsstrukturen, neues Lohnsystem). Nun muss sichergestellt werden, dass sich dies effektiv in einem grösseren Bildungserfolg aller Schülerinnen und Schüler niederschlägt und jeder Bildungsfranken möglichst effektiv eingesetzt wird. Gemäss der PISA-Studie von 2012 (Portrait des Kantons Aargau, Seite 17) schneidet die Aargauer Volksschule im schweizweiten Vergleich nicht gut ab. Bei den höchsten Kompetenzniveaus liegt sie knapp im Durchschnitt, bei den tiefsten Kompetenzniveaus deutlich darüber. Das bedeutet, dass die Schule im Aargau besonders viele Verlierer produziert, dafür aber nicht etwa mehr Gewinner. Ein wesentlicher Grund dafür ist das stark separative und wenig differenzierende Schulmodell der Ober- stufe, das wenig Aufstiegs-Chancen bietet und entsprechend wenig motiviert.

Es wurde hinreichend erforscht, was massgeblich zum Lernerfolg beiträgt. John Hattie spricht sich in seinem wegweisenden Forschungsbericht “Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen” (auf Seite 172 in der deutschen Ausgabe von 2014) mit Ben Levin für eine “dauerhafte und nachhaltige Verbesserung bei den Outcomes” aus, “so dass alle Mitglieder einer Gesellschaft vom öffentlichen Bildungs- wesen profitieren können”, nennt dafür neun essentielle Praktiken und betont in der Folge die Wichtigkeit einer engen und kritischen Zusammenarbeit sowie einer systemischen Betrachtung der gesamten Schule. Beides ist mit einer räumlichen Trennung von Bez und SeReal nicht realisierbar. Dass die Oberstufe künftig unter einem Dach geführt werden soll, bestätigen der Neubau in Baden (Burghalde) und das Bauprojekt in Aarau (Oberstufenzentrum in der Telli).

Es steht ausser Frage, dass die Qualitätsentwicklung im Sinne einer pädagogisch zukunftsweisen- den Organisationsentwicklung Aufgabe der Schule vor Ort ist und nur von dieser selbst umgesetzt werden kann. Die Voraussetzungen, Grundlagen und Rahmenbedingungen dafür werden aber von der Politik geschaffen, verbindlich für den ganzen Kanton. Oder nochmals in den Worten des AFP: “Die Steuerung und Führung der Volksschule ist eine Verbundaufgabe zwischen Kanton und Ge- meinden. Kantonale rechtliche Grundlagen formulieren den Bildungsauftrag und gewährleisten ein gleichwertiges Bildungsangebot für alle Schülerinnen und Schüler.”

Die Postulanten laden den Regierungsrat ein, einen neuen Entwicklungsschwerpunkt zu definieren, welcher

  • eine hohe Durchlässigkeit der Oberstufe im ganzen Kanton sicherstellt
  • eine hohe Kooperation zwischen den Lehrpersonen bzw. Schulleitenden aller Leistungsstufen der Oberstufe im ganzen Kanton ermöglicht
  • durch mehr Kooperation Synergien schafft und Ressourcen schont
  • durch mehr Kooperation einen flexibleren Einsatz der Lehrpersonen ermöglicht, die Planungssi- cherheit für die Schulen erhöht, die Fluktuation dämpft, die Betriebskultur festigt und engagierte Lehrpersonen anzieht
  • allen Lernenden mehr Aufstiegs- und Entwicklungs-Chancen eröffnet
  • zu weniger Schulversagen, besserer Anschlussfähigkeit der Lernenden und somit mehr Sinnhaftigkeit und Attraktivität für den Lehrberuf führt

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